Wespenplage


Als ich durch einen Fehler eine Wespenplage am Bienenstock heraufbeschworen hatte, sagte Franz: „Du musst Fallen bauen, rasch. Geh ein paar Gläser Marmelade kaufen, mit Blechdeckel.“ „Welche Sorte?“, fragte ich allen Ernstes. Aber Franz schüttelte nur den Kopf und winkte mir, mich zu beeilen. Man nimmt ein Glas Marmelade, das zu einem Drittel voll ist, schüttet etwas Wasser hinzu und sticht mit einem Messer in den Deckel einige kreuzförmige Löcher, die gerade groß genug sind, um eine Wespe einschlüpfen zu lassen. Bienen sind an Marmelade nicht interessiert. Wespen schon. Wenn man im Sommer Wurst auf dem Teller liegen hat, fräsen sie mit ihren starken Kauwerkzeugen kleine Ecken aus. Sie sind Allesfresser. Und werden von der Marmelade sofort angelockt. Deshalb kriechen sie umgehend in die Gläser, und die scharfen nach innen ragenden Blechkanten verhindern, dass sie wieder herauskönnen. Also ertrinken sie. Nach ein paar Tagen waren die Gläser randvoll mit Toten, und ich schüttete sie auf einen Haufen. Nach einer Woche begann der Haufen nach Aas zu stinken wie ein toter Igel und ich vergrub ihn. Nach einer weiteren Woche grub ich ihn wieder aus, um zu sehen, was damit geschehen war. Er hatte sich kaum verändert.

aus den Honiggeschichten