Staatsexamen


Nach der maximalen Studienzeit legte ich im Jahr 1994 schließlich das erste Staatsexamen ab. Es war nicht meine Absicht, Kunsterzieher zu werden. Genau genommen hatte ich mich bereits gegen die ganze leidige Prozedur entschieden, aber andere, darunter auch mein Professor überredeten mich. Sie sagten in etwa: Was du in der Tasche hast ..., und so weiter. Das Examen rollte über mich drüber wie ein Güterzug. Mit einem Freund, der mich begleitete und ohne dessen Wegweisungen ich es gar nicht geschafft hätte, saß ich mindestens dreimal pro Woche in der Wirtschaft und wir tranken Bier und redeten blöd daher. Bei diesen Gelegenheiten beispielsweise sagte er mir: Morgen um acht hast du diese und jene Prüfung, komm nicht zu spät, beziehungsweise komm überhaupt. Er schleuste mich durchs Examen. Also ließ ich den Zug über mich drüber rollen.
Es gab etwa fünfzehn Prüfungen und eine der letzten war die praktische. Sie bestand aus vier Themen, zu denen man, an einem Tag angefertigt und ohne Zuhilfenahme fremder Mittel, etwas vorlegen sollte. Ständig lungerte irgendein Kunsterzieher, den man aus irgendeiner Schule, meist auf dem Land gelegen, herbei gezerrt hatte, bei uns in der Baracke herum und überwachte unsere Tätigkeiten. Man konnte sich mit ihm gutstellen, dann ließ er einem etwas durchgehen. Andererseits war mir nicht klar, was das in meinem Fall hätte sein sollen.

Übrigens eine, wie ich fand, der besonders blöden Anforderung war: farbiges Gestalten in der Fläche. Meine große Arbeit, das hatte ich schnell heraußen, bestand in einem Regal, das aus drei Etagen bestand und mit Arbeiten zum Bienenthema vollgelegt oder vollgestellt war. Unter anderem tauchte die einzeln gegossene Arbeit Sonnenabdruck dort doppelt auf, jeweils mit Gewichtsangabe. Allerdings habe ich vergessen, unter welcher Kategorie sie eingeordnet wurde. Es war mir auch gleichgültig. Hauptsache, dachte ich da, ging der Zirkus endlich vorüber.