Ausstellungen


Franz besuchte keine Ausstellungen von mir. Auch nicht, wenn es um Bienen ging. Nicht einmal die Zeichnungen zur Bienenanatomie wollte er sehen. Ich schickte ihm regelmäßig Einladungskarten, am Anfang zumindest. Er bedankte sich dann sehr höflich und entschuldigte sein Fernbleiben. Vielleicht wollte er sich davor bewahren, etwas zu sehen, das ihm mutmaßlich nicht gefallen hätte. Trotzdem war es zunächst befremdlich. Denn Franz arbeitete ja in der Akademie und wenn es um Arbeiten zur Bienenthematik ging, berichtete ich ihm ausführlich davon.

Franz kam trotzdem nicht. Er neigte ein bisschen dazu, Dinge ein für alle Mal abzuhaken. Er nahm sich eine Sache vor, prüfte sie genau und dann entschied er. Das Urteil selbst zu überprüfen, hielt er für überflüssig. Ich glaube er war der Ansicht, es sei Zeitverschwendung. Er sah, was die Studenten in der Akademie fabrizierten und hielt rundum nichts davon. Damit war die Sache für ihn erledigt und er wandte sich ab. Seine Auffassung von Kunst war traditionell und an die erscheinungsrichtige Abbildung der Wirklichkeit geknüpft. Das konnte ich mit meinen Projekten nicht einlösen. Er hätte sicher alle Elemente in meinem Regal gekannt, aber die Frage, was daran Kunst sei, hätte ihn zu einer Verneinung geführt.

aus den Honiggeschichten

Trachtlenkung


Für die Auswahl der Pflanzen, die von den Bienen beflogen werden, sind auch anatomische Gegebenheiten wichtig. Bienen müssen ins Innere der Blüte eintreten können, was bei vielen Zuchtrosen mit gefüllten Blüten nicht möglich ist. Im Handbuch steht, dass Rosen den Pollen gleichmäßig über den Tag verteilt absondern. Sie liefern keinen Honig.
Der Bienenrüssel muss lang genug sein, um die Nektardrüse zu erreichen. Bei Rotklee, heißt es, ist nur Beflug festzustellen, wenn aufgrund stetig warmer Witterung der Nektarpegel in den länglichen Blütenröhren gestiegen ist. Dann aber gehört er zu den besten Spendern.
Imkern, die Sortenhonig oder große Mengen ernten wollen, ist oft an der Lenkung auf bestimmte Bestände gelegen. Problematisch sind attraktive Konkurrenztrachten. Im Juli schwenken Bienen zögerlich von Nektar auf Honigtau um, da das neue Zuckerspektrum sie nicht im selben Maß verlockt. Lieber bosseln sie an kleinen und kleinsten Beständen, bis diese verblüht sind.

Das Handbuch beschreibt umstrittene und komplizierte Methoden der Trachtlenkung. Wenn dem Imker wichtig ist, dass es schnell geht und die Bienen sich nicht mit Läppertrachten verzetteln, ist die einfachste Maßnahme, zu wandern. Bienen bevorzugen das üppigste Angebot in nächster Umgebung. Sie hören zwar nicht auf, sich um all die kleinen Bestände zu kümmern, aber die Prioritäten lassen sich auf diese Weise günstig verteilen. Das Einfliegen auf den neuen Standort löst eine neue Orientierung hinsichtlich des Angebotes aus.

aus den Honiggeschichten

Das Lexikon der Bienenkunde gibt sich zum Thema Wandern kurz und spröde: "(Es) erfolgt zwecks Nutzung eines Nektar- oder Pollenangebots auf einem vom Heimatstandort entfernten Standort. Durchgeführt wird die Wanderung einzeln oder in Wandergemeinschaften. (...) Bereits im Altertum wurde in Ägypten per Schiff auf dem Nil mit Bienen gewandert."

il ronzìo delle api






Diese Arbeit war für eine Ausstellung in Mailand konzipiert, daher der italienische Titel. Es handelt sich um Scheiben aus Bienenwachs, etwa 5 mm stark, mit einem Durchmesser von 30 cm. Innen das Label hat einen Durchmesser von 10 cm und ist an mein Honigetikett angelehnt. In ihrer ganzen Aufmachung stellen die Scheiben natürlich traditionelle Schallplatten nach. Während des Entwurfs dachte ich manchmal an die Goldene Schallplatte. Später verkaufte ich sie als Edition in Schubern aus Alublech. Da das Wachs offen gegossen ist, also im Wasserbad schwimmend, hat es eine leicht unregelmäßige, mäandernde Oberfläche und die Ränder sind ausgerissen. Alle Platten sind leicht unterschiedlich, gelegentlich hat das Wachs Einschlüsse oder wirft Blasen, manchmal wechseln die Farben oder es entstehen helle Flecken.
Der Einfall, das Bienensummen auf neue Weise zu thematisieren, geht unter anderem auf den gleichnamigen Beitrag aus dem Jahr 2000 zurück.
Denkt man an Bienenwachs, so hat man einen gelbbraunen warmen Farbton im Sinn. In der Wirklichkeit reicht die Farbigkeit von einem sehr hellen, stumpfen, weißlichen Gelb bis zu tiefem Ocker. Begeht man den Fehler, das Wachs in einem Eisentopf zu kochen, was mir anfangs unwissentlich passierte, verfärbt sich alles in dunkles, graues Braun.





Das Objekt ist in Auflage hergestellt.