Ausstellungen
Franz
besuchte keine Ausstellungen von mir. Auch nicht, wenn es um Bienen
ging. Nicht einmal die Zeichnungen zur Bienenanatomie wollte er
sehen. Ich schickte ihm regelmäßig Einladungskarten, am Anfang
zumindest. Er bedankte sich dann sehr höflich und entschuldigte sein
Fernbleiben. Vielleicht wollte er sich davor bewahren, etwas zu
sehen, das ihm mutmaßlich nicht gefallen hätte. Trotzdem war es
zunächst befremdlich. Denn Franz arbeitete ja in der Akademie und wenn
es um Arbeiten zur Bienenthematik ging, berichtete ich ihm
ausführlich davon.
Franz
kam trotzdem nicht. Er neigte ein bisschen dazu, Dinge ein für alle
Mal abzuhaken. Er nahm sich eine Sache vor, prüfte sie genau und
dann entschied er. Das Urteil selbst zu überprüfen, hielt er für
überflüssig. Ich glaube er war der Ansicht, es sei
Zeitverschwendung. Er sah, was die Studenten in der Akademie
fabrizierten und hielt rundum nichts davon. Damit war die Sache für
ihn erledigt und er wandte sich ab. Seine Auffassung von Kunst war
traditionell und an die erscheinungsrichtige Abbildung der
Wirklichkeit geknüpft. Das konnte ich mit meinen Projekten nicht
einlösen. Er hätte sicher alle Elemente in meinem Regal gekannt,
aber die Frage, was daran Kunst sei, hätte ihn zu einer Verneinung
geführt.
aus den Honiggeschichten