sugar loaf


Die Strukturformeln bilden eine Arbeit, die zwar bis zum Ende durchdacht, jedoch nicht gänzlich ausgeführt worden ist. Da sie aber provisorisch und in Form von vorbereitenden Stempelarbeiten vorhanden ist, wurde sie in den Katalog aufgenommen. Sie veranschaulicht übrigens, wie die meisten meiner Arbeiten entstehen. Ich nähere mich ihnen im Krebsgang. Die Anordnung wirkt, vom Ende her betrachtet, mühelos und logisch. Allerdings brauche ich meistens geraume Zeit, um sie zu entwickeln. Die assoziative Versammlung englischer Ausdrücke, die Zucker in sich enthalten, ist Beiwerk. Meistens beginnt die Arbeit damit, das Material aufzubieten und zu ordnen.






















 










Die Blätter mit Kopien der Strukturformeln liegen noch immer herum. Natürlich beziehen sie sich nicht metaphorisch oder symbolisch, sondern direkt auf die verschiedenen Arten von Zucker, die im Nektar vorkommen. Hier musste ich mich zwischen zwei Arten der Darstellung innerhalb der Chemie entscheiden, zwischen der Fischer-Projektion und der Haworth-Projektion. Beide betrachte ich als Bilder. Fischer gebraucht eine Art Baum als Figur, Haworth nimmt Fünfecke und Sechsecke, die in den Raum hinein perspektivisch verzerrt sind. Mithilfe des Fünfecks ist die Fructose dargestellt, mithilfe des Sechsecks die Glucose. Auch wenn der Baum sinnfälliger ist, neigte ich der Haworth zu. Doch  hatte ich keine Zeit, die Moleküle zu stempeln.

Wikipedia weiß: Die Fischer-Projektion ist eine Methode, die Raumstruktur einer linearen, chiralen chemischen Verbindung eindeutig zweidimensional abzubilden. Sie wurde von Emil Fischer entwickelt und wird häufig für Moleküle mit mehreren, benachbarten Stereozentren wie Zuckern verwendet. Er gilt als Begründer der klassischen organischen Chemie und erhielt 1902 den Nobelpreis für Chemie. Und es weiß weiter: Die Haworth-Formel ist eine nach dem Chemiker Walter Norman Haworth benannte Darstellungsweise für ringförmige fünf- und sechsgliedrige Moleküle, z.B. Glucose und Fructose in ihrer cyclischen Form. Haworth erhielt 1937 den Nobelpreis für Chemie







Man unterscheidet fünf oder sechs verschiedene Hauptzuckerarten, danach nennt man sie Vielfachzucker. Davon ist jede noch einmal in einzelne Sorten unterteilt. Am Schluss, aber das habe ich nicht nachgezählt, könnten es so um die zwanzig werden. Am Anfang stehen als Einfachzucker Glucose und Fructose. Das sind die sogenannten Fruchtzucker, die der Körper sofort aufnimmt. Sie machen den größten Bestandteil jeden Honigs aus. Ich kann mich täuschen, aber auf sie scheint alles zurück zu laufen. An zweiter Stelle beispielsweise, unter den Zweifachzuckern, steht Saccharose. Das ist eine simple Molekülkette, die aus Fructose und Glucose zusammen gesetzt ist. Um alles aufzuspalten und bei den einfachen Bestandteilen zu landen, ist ein Enzym nötig und die Bienen tragen davon eine Menge, die ihnen etwa für zehn Tage reicht, im Magen. Die Melezitose ist Honigtauzucker. Sie ist der typischeste Dreifachzucker und wandert zunächst durch das Enzymsystem der Pflanzensauger. Der berüchtigte Waldhonig besteht daraus, man nennt ihn auch Zementhonig, da er, wenn man ihn nicht sofort schleudert, in der Wabe aushärtet. Melezitose ist eine Kette aus Saccharose und Glucose.
Nektar ist in der Regel zusammengesetzt aus zahlreichen Zuckern. Er wird von den Bienen an den Nektardrüsen der Pflanzen geholt und im Honigmagen fermentiert. Daher wahrscheinlich ist sich die Wissenschaft nicht einig, ob die Bienen bereits die Honigmachende genannt werden muss oder ob sie noch Nektar befördert. Fest steht hingegen, dass manche der zahlreichen Kombinationsmöglichkeiten aus den Zuckersorten, aus denen der Nektar einer Pflanze besteht und die dann ein überaus komplexes Molekül bilden, die Bienen weniger anziehen. Volkstümlich kann man sagen: Sie schmecken ihnen nicht so gut. Daher hält es sich die Pflanze offen, ihre Palette aus den zahlreichen einzelnen Zuckern leicht zu verändern, wenn dann die Bienen lieber kommen. Wie diese Vorliebe der Bienen den Pflanzen mitgeteilt wird, ist mir unklar.
Ich beschäftigte mich seit dem Jahr 2014 damit, doch kam mir etwas Schwerwiegendes dazwischen, das mich daran hinderte, im Atelier zu sitzen. Danach drängte eine Reihe neuer Arbeiten herein wie Flugzeuge in der Warteschleife. Jedesmal, wenn ich das Atelier betrat, bemerkte ich, wie ich zunächst unentschieden, ob ich die Arbeit daran aufnehmen sollte, um die Blätter mit den Strukturformeln herum schnürte.  Dann wendete ich mich Anderem zu.

Stadthonige


Eine Freundin sammelt verschiedensten Honig, nicht nur aus München, mit besonders einfallsreichen Etiketten. Der erwähnte Tresorhonig, den es nur in Berlin gibt, gehört dazu. Mittlerweile halten auf zahlreichen Dächern prominenter Münchner Gebäude, beispielsweise auf dem Gasteig, jene Stadtimker, von denen bereits die Rede war, ihre Bienen. Sie stellen eigene Etiketten her und verkaufen den Honig. Darunter fällt Opernhonig, der auf dem Dach der Bayerischen Staatsoper geerntet wird. Die beiden Imker, die für die dortigen Bienen zuständig sind, gaben kürzlich eine Information heraus, wieviel Honig ihre vier Völker in diesem Jahr eingetragen hatten. Sie sagten, es seien etwas über 80 Gläser zu 250 Gramm gewesen. Das Jahr sei leider schlecht gewesen, gaben sie zu Protokoll, die Ernte habe nur 21 Kilo gebracht und so weiter. Das kann ich so nicht bestätigen, da ich selten so volle Honigräume hatte. Vor allem im Mai blühte die Robinie, die einen der höchsten Honigwerte aller Pflanzen hat, mindestens eine Woche. Den gesamten Juni hindurch blühten alle Sorten der Linde hintereinander durch, dazu noch deren Honigtautracht. Nur der Juli war mau. Eine Freundin, die im Akademiegarten (!) zwei Völker hält, erntete 90 Kilo.
Meine Vermutung ist natürlich gewagt: Leider haben diese Herren zu sehr im Sinn, auf die Bienenproblematik aufmerksam zu machen und es kann sein, sie kümmern sich zu wenig um die Bienenhaltung. Die beiden Imker auf dem Dach des Opernhauses gaben weiter ein Statement zur Situation des Imkerns sowohl auf dem Land als auch in der Stadt ab. Sie sehen ebenfalls das Problem, dass viele Stadtimker jetzt auf einen Zug aufspringen, aber eine vernünftige Ausbildung vernachlässigen und im Herbst womöglich bezüglich der Milbe Schindluder treiben.




Übrigens gibt es in der Polizeidienststelle in der Ettstraße, entlang der Fußgängerzone, ebenfalls Imker auf dem Dach. Es sind zwei (oder drei) Polizisten, die dort Völker halten. Von dort stammen Gläser mit dem Etikett: Polizeibienenhonig.

Ich kann nicht alle aufzählen, die sich hier hervortun. Viele führen ihr eigenes Etikett oder sie bosseln sich eins aus bestehenden Elementen zusammen, wie Franz es tat. Kürzlich sah ich das Etikett eines Imkers, der in einer nahen Kleingartenanlage Bienen hält. Er bot seinen Honig dort zum Verkauf, wo ich meinen verkaufe. Aber er verlangte mehr Geld. Er hatte erst ein behelsmäßiges Etikett, dann eines aquarelliert und den Begriff STADTHONIG von mir übernommen. Später benutzte er Imkerbundgläser mit geprägter, geriffelter Oberfläche. Wahrscheinlich hat man deren Aussehen inzwischen verändert. Ich bin da nicht auf dem Laufenden. Vor einigen Jahren war darauf ein Reichsadler dargestellt, der einen Bienenkorb schützend in seinen Klauen hielt. Die Schrift bestand hauptsächlich aus Haken und war oben im Halbrund über das Motiv gelegt: "Gewähr für Echten Deutschen Honig" Auf dem Bienenstock zeigte sich seltsam viel Platz. Eines Tages hörte ich, dass dort ein Hakenkreuz geprangt haben soll. Die Etiketten des Imkerbundes sind so angelegt, dass eine Lasche von der Seite über den Rand auf den Deckel reicht. Keiner soll ein Glas einfach öffnen können. Das Etikett ist genormt und unspektakulär und etwas unübersichtlich wegen all der Informationen, die darauf untergeracht werden müssen. Beispielsweise wurde ein breites weißes Feld angelegt, auf dem die Sorte angegeben werden soll. Nur haben sich zahlreiche Imker nicht darauf spezialisiert, Sortenhonige zu ernten. Vor allem der Frühjahrshonig in der Stadt ist in der Hauptsache aus verschiedenen Baumtrachten zusammen gesetzt. Das Etikett betrifft wohl mehr diejenigen, die auf dem Land ihre Bienen halten. Der Name des Imkers steht nurmehr in einem kleinen Feld. Einige Jahre, nachdem ich angefangen hatte, Bienen zu halten, gab es auch einen Bayerischen Imkerverband und dessen Gläser. Sie waren ebenfalls geprägt, wenngleich unverfänglich, und hatten ein eigenes Etikett, aber auch auf diesem wurde eine Sorte ausgewiesen.
Über das Etikett des Polizeihonigs kann ich jedoch sagen: saugut, saulustig.




Bienenfrevel


Vermutlich spätabends am 19. April 2016 wurden zwei meiner Bienenstöcke ins Wasser geschubst. Am folgenden Morgen wurde ich von einer Email, die mich von einem Mitglied der Platform Stadtimker erreichte, darauf aufmerksam gemacht, wo sie lagen. Ein kleiner, langsamer Bach dümpelt unterhalb des Fluglochs an den Bienen vorbei. Die Stöcke waren unterhalb einer Brücke angelandet. Dort muss der Bach eine kleine Steinhürde überwinden. In einem der beiden Kästen befand sich ein Ableger, der auf einer Zarger saß. Das bedeutet, dass die Grundfläche größer ist, als die Höhe, und er schwamm ruhig dahin. Zwar waren die Waben im Inneren geneigt, er musste also einen heftigen seitlichen Stoß bekommen haben, aber sonst hatte sich nichts bewegt. Wirklich in Mitleidenschaft gezogen worden war ein Zweiraumvolk. In dieser Größe und Stärke überwintere ich meine Bienen gewöhnlich. Der ganze Stock war gekippt und teilweise mit Wasser vollgelaufen. Dadurch war ein Haufen Bienen sofort an Unterkühlung gestorben. Sie hatten sich nicht mehr in Sicherheit bringen können. Dennoch stellte ich fest, dass in beiden Fällen die Königin überlebt hatte. Das zweiräumige Volk brauchte etwa einen Monat, bis ich es wieder seiner ursprünglichen Stärke zugeführt hatte. Es war stärker betroffen. Dennoch hielt sich der Schaden verhältnismäßig in Grenzen.




Nachdem ich die Kästen untersucht und wieder an ihre ursprünglichen Plätze am Stand postiert hatte, rief ich umgehend alle Münchener Zeitungen an. Sie zeigten sofort Interesse. Die TZ schickte binnen einer halben Stunde einen Fotografen. Der dort gedruckte Bericht schaffte es sogar in die sozialen Medien, wo ein Freund, der 350 km entfernt wohnt, die Nachricht innerhalb von Minuten nach dem Versenden erhielt. Die Entrüstung im Netz war groß, manche Kommentare vernichtend.
Vor Jahren war mir ein ähnlicher Fall bereits passiert, da war ein 9-Waben-Volk, das auf zwei Etagen saß und noch leichter kippte, ins Wasser gestoßen worden. Das lag vor der der Zeit, als der Bach mit Rundungen und Untiefen ausgestattet ein Spielparadies für kleine Kinder geworden war. Der Stock hing an einem Wehr am Ende des Rosengartens, dort wo der Aenbach unter dem Schyrenbad, einem Freibad verschwindet, die Humboldtstraße unterquert und auf der gegenüber liegenden Seite in einem kleinen Park wieder empor tritt. In jenem Fall, dem ich kein Jahr zuordnen kann, waren die Bienen allesamt dahin gerafft. asEs war 100 Gramm pro Quadratmeter schwer, glatt, nicht gestrichen und nur knapp dicker als unser gewöhnliches weißes Kopierpapier. Man konnte ohne weiteres auch einen Kopierer mit Bodonia füttern. Dennoch verwendete ich es kaum für diesen Zweck. Das Fliederquartier bestand damals noch. Ich stellte den Kasten in die Sonne in der Hoffnung, er würde trocknen, was aber nicht der Fall war. Dann packte ich die mittlerweile verschimmelten Waben, stülpte sie in blaue Abfalltüten und warf sie in den Container. Den Kasten versuchte ich, so gut es ging, zu reinigen. Ein Jahr später setzte ich ihn wieder ein. Seltsamerweise, das fiel mir im Nachhinei auf, waren zunächst sechs Stöcke am Stand, und der mit den neun Waben trug als einziger nicht die Aufschrift apicultura auf der Rückseite. Aber das mochte nichts bedeuten.
Im Jahr 2016 erwischte ich einen Praktikanten bei der Süddeutsche Zeitung. Er fragte nach einem Bild, aber ich konnte ihm natürlich keins schicken. Am liebsten, das bekam ich schnell zu verstehen, vor allem auch von der TZ, wäre ihnen ein Foto mit den Stöcken im Wasser gewesen. Aber wer geht so vor, fragte ich mich, und schießt erst ein Foto, bevor er seine Bienen birgt? Die SZ brachte also kein Bild, jedoch einen schmalen Absatz, und der zuständige Redakteur, vielleicht ein Rookie, fragte mir ein Loch in den Bauch. Danach standen aber doch falsche Angaben bezüglich der gestorben Bienen zu lesen.
Auch bei der Polizei war ich gewesen, natürlich um Anzeige zu erstatten. Sie schickten mich zuerst einmal hinaus, da draußen ein warmer Frühsommertag war und es sich dort leichter warten ließ, während drinnen eine Familie in erster Reihe saß. Nach einer Dreiviertelstunde riefen sie mich herein und erst ein ganz junger Beamter, der später von einem älteren abgelöst wurde, nahmen meine Aussage auf. Sie fragten nach so unglaublich vielen Belangen, auch ganz bienenfremdem, dass schließlich zwei DIN A 4 Seiten daraus wurden, die ich unterschreiben sollte. Kurz bevor ich ging, eröffneten sie mir, dass meine Anzeige höchstwahrscheinlich nutzlos sein würde, da die Wahrscheinlichkeit, einen Täter zu fassen, kaum bestand. Ich schaute mir den Burschen genau an. Er war höchstens 22 oder 23 Jahre alt und trug bereits eine Waffe. Ich war versucht, ihn zu fragen, ob das eine österreichische Glock sei, die er da trug und ob die Munition aus 9 mm-Patronen bestand, und ob das die Standardbewaffnung sei oder ob sie nur in dieser Dienststelle welche trügen. Aber dadurch, dachte ich, hätte ich nur Misstrauen ausgelöst und die Rolle des armen, um seine Bienen gebrachten Imkers verspielt.

Rückinfektion


Vor einigen Jahren fand eine Veranstaltung statt, die im Titel den Vorsatz trug, Stadtimkern den Weg zu ebnen. Das Bienenthema wird seither in den Medien häufig empor gekocht. Die Bienen sind bedroht, diese Einschätzung hat die meisten Leute erreicht. Nur Abhilfe ist nicht in Sicht.
Ein junger, schlaksiger Mann, ein sogenannter Kommunikationswirt, sprach begeistert von der Bienenhaltung. Er erinnerte mich daran, wie ich vor Jahren gesprochen hatte. Sobald man in die Bienenkunde eintaucht wie in die Erdatmosphäre wird man euphorisch gestimmt. Doch sobald man praktisch mit den „Mädels“ arbeitet, wird man ruhig und konzentriert und vergisst alles um einen herum.
Nachdem der dünne Mann, von dessen Berufsstand ich bislang nicht gewusst hatte, sich in seinem Vortrag verausgabt hatte, ließ er Fragen zu. Gleichzeitig schien er ein wenig ungläubig wie es möglich sein konnte, dass nach seiner umfänglichen Darstellung überhaupt noch Fragen gestellt werden konnten. Für ihn schien alles abgehandelt und mehr gab es nicht zu sagen. Aus seiner Sicht, in der ich meine Sicht von vor zwanzig Jahren erkannte, musste das stimmen.
Nun.
Nachdem Fragen zugelassen waren, fragte ich, wie lange er schon Bienen hielte. Da wurde er verlegen und zögerte und erinnerte mich sofort wieder an mich. Er hatte noch gar keine Völker, sondern wollte im folgenden Jahr erst beginnen.
Wie ich hörte, entschied der schlaksige Bursche sich später, einen breiter gestreuten Ansatz zu verfolgen und wendete sich von den Stadtimkern ab. Ob er schließlich Bienen hielt, weiß ich nicht, vermute aber, dass er es trotz seiner anfänglichen Begeisterung bleiben ließ. Jedoch tauchte er, wie ich erfuhr, von Zeit zu Zeit auf und bemängelte, dass die von ihm geschaffene digitale Infrastruktur, all die Verlinkungen und Vernetzungen brach lägen. Die Seite werde nicht gepflegt, sagte er, die Titel wie Stadthonig oder Stadtimker oder „Was-auch-immer“ würden nicht benutzt. Was sei das hier? Und er selbst, das lustigste Beispiel für „nomen est omen“, das ich seit langem gehört hatte, denn er heißt Daniel Überall, torkelte in meiner ungenauen Vorstellung wie ein verirrter Falter durch die ökologische Szene.
Weiter gab es noch zwei andere Personen auf der Tribüne. Der eine war ein anthroposophischer Imker, der andere kam aus Berlin und hielt ebenfalls Bienen. Beide Herren wirkten ruhig. Dennoch ließ der Mann aus Berlin ein leichtes Unbehagen in mir aufsteigen. Er schien davon auszugehen, dass die Berliner die Stadtimkerei erfunden hätten. So folgerte ich beunruhigt. Und sie brachten dem sturen Fleckvieh, also uns, den Bayern, die frohe Botschaft.
Später durchforstete ich das Internet und erkannte, dass alle Seiten, die Stadtimker oder Stadthonig oder ähnliches im Namen führten, reserviert worden waren. Mein eigenes Bedürfnis, dahin gehend Platz zu belegen, ist gering, da ja apicultura alles ist, was ich brauche. Dennoch überraschte es mich.


Als ich anfing, Bienen zu halten, richtete Franz einen Großteil meines Lernens sofort auf den Anfang des neuen Bienenjahres (am 1. August) und die Notwendigkeit der Varroabehandlung. Ich lernte, während des Sommers Drohnenwaben auszuschneiden. Franz betonte, wie wichtig die Varroabehandlung für alle Imker ist. Denn ein mit Milben durchseuchtes Volk hat ein hohes Potential an Rückinfektion für Völker, die in der Nähe stehen. Wer nicht oder zu wenig behandelt, gefährdet andere im Umkreis. Gewöhnlich kennt man die (ernsthaften) Imker in der näheren Umgebung. Das Problem sind daher nicht diejenigen, die eine solide Behandlung gegen die Milbe durchführen, sondern solche, die auf halbem Weg aufgeben, denen die Kosten für die Kurse und das erforderliche Material zu hoch werden und die ihre Völker einfach verwaisen lassen.

Vor einiger Zeit schrieb ich einen bissigen Beitrag im anthroposophischen Forum „mellifera“. Diese Leute verkaufen das Wesensgemäße. Meine Absicht war selbstverständlich, die Diskussion auf das Milbenthema zu lenken, anstatt sich selbst zu beweihräuchern. Auf zahlreichen anthroposophischen Internetseiten wird gepredigt, dass man nicht gegen die Milbe behandeln darf. Gar nicht. Weder zum Winter hin, noch im Frühling und Sommer, wenn, wie ich es von Franz gelernt habe, Drohnenwaben ausgeschnitten werden müssen. Denn einige Anthroposophen fassen dies als eine Amputation auf. Und im Winter, sagen viele, sollen die Bienen selbst damit fertig werden. Aber zahlreiche Argumente, die sie vorbringen, sind sachlich falsch. Der Beitrag wurde von gewissen Administratoren intern geprüft und kurz darauf gelöscht.

clover leaves


Die Arbeit umfasst sechs ganzseitig gestempelte Blätter aus Finnegans Wake. Das Papier, auf dem ich stempelte, war in der Proportion um den Faktor 4,3 vergrößert, damit es zu meiner Schrifttype, einer Times in der Versalhöhe von 10 mm passte. Die Papiermaße betrugen am Ende 96 cm mal 60 cm. Ich wollte gern eine Serifenschrift, da sie bei Büchern üblich ist. Wikipedia weiß: „Als Serife bezeichnet man die (mehr oder weniger) feine Linie, die einen Buchstabenstrich am Ende, quer zu seiner Grundrichtung, abschließt.“ Die Times New Roman wird häufig von Zeitungen verwendet. Zur Times weiß es außerdem, sie sei „robust, klar und einfach lesbar, sowie im Platzverbrauch ökonomisch“. Daher sei sie „für schmalspaltige Texte besonders geeignet.“
In der gestempelten Arbeit kommt pro Seite einmal das Wort clover vor.


Es entspricht der Regel, dass der Klee in der Natur drei Grundblätter hat. Er gehört zur Gattung Trifolium. Wikipedia in seinem unbeholfenen Deutsch weiß erneut: „Alle Laubblätter sind scheinbar grundständig, aufgrund der liegenden Sprossachse, angeordnet und in Blattstiel sowie Blattspreite gegliedert. Der Blattstiel ist bis zu 20 Zentimeter lang. Die Blattspreiten sind dreizählig gefingert. Die Blattfiedern sind bei einer Länge von meist 1 bis 2,5, selten bis 4 Zentimetern ein- bis zweimal so lang wie breit und breit-elliptisch bis verkehrt eiförmig mit gestutztem oder schwach ausgerandetem oberen Ende. Der Blattrand ist fein gezähnt.“ An der Unterseite sind die Laubblätter des weißen Klees, der bei uns ausdauernd und unverwüstlich auf den Wiesen wächst, glatt, und seine Blüten duften nach Nektar. In Sizilien pflanzte man bis vor einigen Jahren einen lippenstiftroten Klee an, der ganze Felder zum Leuchten brachte. Ich vermute, es ist der sogenannte Inkarnatklee, dessen Blütenstand länglich und purpurrot ist. Man nennt ihn dort sulla und er duftet nach Honig. Ausgewildert leuchtet er an Straßenrändern. Für die Bienen ist er eine hervorragende Trachtpflanze. Auf Feldern angebaut, wird er als Futterpflanze verarbeitet.




Das vierblättrige Kleeblatt ist mit „Glück“ oder „Christentum“ verbunden. Beispielsweise in einem Schulbuch gepresst, soll es zu guten Noten verhelfen und unterm Kopfkissen soll es Albträume vertreiben. In meiner Kindheit besaß ich ein Buch mit Geschichten über Ignaz Kupferdach, ein Junge, der sich nur umzudrehen und zu bücken brauchte, schon hatte er eines abgezupft. Das Buch ist heute vergriffen. Das Vierblättrige Kleeblatt stellt in der Draufsicht ein Kreuz nach und kommt damit in Verbindung mit St. Patrick, einem Nationalheiligen Irlands. Manchmal wird es mit dunkelrotem Saftmal dargestellt und es gilt als Irlands nebenberufliches Wahrzeichen. Es prangt übergroß auf der Verpackung einer gelblichen Butter. Hauptsächlich jedoch wird die Harfe verwendet. (Joyce hatte sich mit 16 Jahren, als er an einem Jesuitencollege unterrichtet wurde, vom Christentum abgewendet. Aber er blieb lebenslang darin bewandert. Und schließlich ist er einer der bedeutendsten Barden Irlands.) Die irländische Harfe findet sich heute auf der Rückseite der Euromünzen. Vor dessen Einführung war die Vorderseite mit der Harfe bestückt, die Rückseite mit verschiedensten Tieren: Stiere, Wale, Hühner, der Viertelpenny mit einem herabschießendem Vogel mit langem Schnabel, es gab Schweine, einen Hirsch und so weiter.




Die sechs Blätter der clover leaves sind gerahmt und hängen nebeneinander. Das letzte Blatt stempelte ich am 7. Januar 2016, daher gehört die Arbeit zum größeren Teil ins Jahr 2015.