Die Intarsie ist eine kunstgewerbliche Technik, eine
diffizile Einlegearbeit verschiedener, zu einer planen Oberfläche
geschliffenen Hölzer, die man von Möbeln her kennt. Sie in die
Kunst herein zu holen, wie ich es ab etwa 1995 getan habe, erscheint
mir heute, in der Rückschau, zunehmend problematisch. Denn im
Gegensatz zu plastischen Verfahren haften ihr diese handwerklichen Komponenten leicht an.
Anfangs, bei einer Arbeit im Jahr 1995, die nicht mit Bienenkunde zu tun hat, setzte ich die Methode bei vier Millimeter starken Bildstücken ein, die ich direkt in die Wand einlegte. Das bedeutete, dass ich den Umriss zuerst grob aus der Wand schnitt, dann den Untergrund gleichmäßig tief verputzte, damit sich eine Unterlage bildete, die Bildbögen aufklebte und sie seitlich einputzte. Schließlich strich ich die Putzschichten mit Wandfarbe. Schon da arbeitete ich relativ genau, was einige dazu bewegte, sich abzuwenden und zu beschweren. Sie hätten es lieber gröber gehabt, mit deutlicherem Blick auf das Scheitern. Diese erste hielt ich für eine skulpturale Vorgehensweise, weshalb ich die späteren Arbeiten auf Papier ebenfalls so auffasste.
Die Ausstellung aus dem Jahr 1995 hieß intarsia, später bezeichnete ich die Technik so, und Ende des Jahres 2009 verlor sie ihre Gültigkeit und ich stieß sie ab. Die Papierarbeiten sind schnell erklärt. Ein Motiv wird auf ein Stück Papier gelegt und von oben mit abziehbaren Klebestreifen fixiert. Dann wird mit einem Cuttermesser an den Rändern des Motivs durch beide Papiere hindurch geschnitten. Die abfallenden monochromen Stücke sammelte ich, die farbigen legte ich in den einfarbigen Papieruntergrund ein und verklebte sie an der Rückseite mit einem hauchdünnem Streifen, der nicht durchschlägt. Man sieht ihn nicht einmal, wenn man die entstandenen Blätter gegen das Licht hält.
Ich setzte die Methode der Bildherstellung nicht wahllos ein, sondern verwendete sie hauptsächlich bei den großen Arbeiten, wenn zahlreiche Blätter sich gleichförmig in der derselben Machart aneinander reihen sollten. Darunter fallen diejenigen zur Entwicklung der Beute, die zur Bienenanatomie, die zu den im Rasterelektronenmikroskop vergrößerten Pollenkörnern und die zu den Alpenblumen. Wertvoll sind die abgefallenen Stücke, die einfarbigen Schemen, die
sich nur über ihre Umrisse definieren, die aber in diesen Katalog
kaum mit aufgenommen sind, da sie noch nicht zur Ausstellung gelangt
(und irgendwo im Haufen meiner Arbeiten im Atelier untergetaucht)
sind.
Die Geschichte der Intarsie, die ich grob nur von furnierten
Möbeloberflächen aus dem Neunzehnten Jahrhundert und später
kannte, hat mich nicht interessiert. In einem kurzen Abriss habe ich
neulich gelesen, dass die Anfänge bis ins Zweite Jahrtausend vor der
Zeitrechnung zurück reichen, die Technik dann brach lag und im
Mittelalter erneut aufgenommen wurde.
Bei den Blättern war das unterliegende Material in der Mehrheit
ein chamoisfarbenes Papier. Es heißt Bodonia und wurde von einer Papiermühle in Italien hergestellt. Bei uns war es in der
maximalen Größe von DIN A 0 Bögen zu haben, also in einer Größe
von 70 Zentimetern mal 100 Zentimetern. Ich kaufte es jeweils im
selben Laden. Es war 100 Gramm pro Quadratmeter schwer, glatt, nicht gestrichen und
nur knapp dicker als unser gewöhnliches weißes Kopierpapier. Man
konnte ohne weiteres auch einen Kopierer mit Bodonia füttern.
Dennoch verwendete ich es kaum für diesen Zweck. Zwar lotete ich die verschiedenen Möglichkeiten aus, beschränkte mich aber schnell, da die künstlerische Aussage in einem Prinzip lag, das man als Stapelverarbeitung bezeichnen könnte. Die aufgelegten und
anschließend eingelegten Stücke bestanden häufig aus Farbkopien.
Sie waren ebenfalls etwa 100 Gramm schwer, manchmal, wenn es sich um
gestrichenes Papier handelte, etwas schwerer. Strich man nach dem
Einlegen mit der Fingerkuppe über die Arbeit, ließ sich der
Unterschied kaum ertasten. Bodonia wurde vom dem Papierladen eines
Tages nicht mehr verkauft. Man kam noch daran, war jedoch gezwungen
ein ganzes Ries abzunehmen, also einen gigantischen Packen, den ich
nicht würde verarbeiten können. Die meisten meiner Stücke waren Farbkopien von schwarzweißen Motiven auf reinweißem Papier. Das erzeugte einen besonderen Bildeffekt, mir kam es wie ein leichtes Flirren vor. Dazu kamen farbige Motive wie die anfangs erwähnten Pollenkörner.
Wie gesagt achtete ich darauf, nur Motiven Eingang zu gewähren, die eine Figur vollständig zeigten. Ein angeschnittenes
Foto kam selten in Frage. Auf diese Weise transportieren die
intarsia-Arbeiten
bildnerische Naivität. Die drei Blöcke von Papierarbeiten, die ich
schließlich gemeinsam bei einer Ausstellung präsentierte, und die
oben mit einem zwei Zentimeter breiten Streifen aus angeklebtem
Goldpapier versehen sind, zeigen am deutlichsten, worum es sich handelt. Die Bildstücke waren so gehängt, dass sich der goldene Streifen am oberen
Rand in gleicher Höhe durch die gesamte Ausstellung zog. Der Titel ergab sich von selbst.
intarsia
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