senza titolo
film still
Im Münchener Rathaus sollte die Abschiedsausstellung für einen rührigen Kulturreferenten stattfinden, der in Rente ging. Alle Künstler, die im Rathaussaal unter seiner Ägide ausgestellt hatten und auffindbar waren, sollten repräsentiert sein. Von diesen Künstlern erstellte wiederum ein anderer, der sich zunächst als Bildhauer verstanden hatte und jetzt Videos drehte, eine knapp hintereinander geschnittene, endlos lange Reihe von Kurzportraits. Der Mann rief mich eines Tages an und wollte mich quasi sofort im Atelier besuchen. Dann rief er erneut an und hatte es sich anders überlegt, weil ihm der Weg aufs Land zu weit war. Er kam in die Münchener Wohnung, wo jedoch kaum Arbeiten lagerten. Er hatte mich aufgefordert, einige Gedanken zu entwickeln, was er in seinem Film zeigen sollte. Danach rückte er mit einer winzigen Kamera an, hatte es furchtbar eilig und wollte eine ganz andere Vorstellung von mir, als die, welche ich mir ausgedacht hatte. „Brauchst du kein Stativ?“, fragte ich. Ich hatte naive Vorstellungen betreffs der Möglichkeiten heutiger Technik. „Diese Kamera kann alles“, antwortete er großspurig. Doch als ich das Ergebnis sah, gelangte ich zu der Ansicht, dass es damit doch nicht so weit her war und dachte: Mein Daumennagel kann mehr als diese technische Miniatur.
„Macht nichts“, sagte ich mir, sobald er gegangen war. Dann drehte ich selber einen Film von acht Minuten. Mein dick verrußter Schmoker, den ich bei den Bienen einsetze, qualmt bei weit geöffnetem Fenster vor sich hin. Er ist der Protagonist. Dazu hört man einfach Straßengeräusche, Autos, die über das Kopfsteinpflaster rumpeln, Fußgänger, die sich lautstark unterhalten. Zwischenzeitlich rückte die gesamte Brigade einer Feuerwache in der Nähe aus, diesmal anscheinend mit allen Fahrzeugen, was einen Höllenlärm verursachte und mich fürchten ließ, dass sie wegen mir kamen. Doch sie zogen weiter und das an- und abschwellende Geräusch der anrückenden und sich entfernden Sirenen (Dopplereffekt) wird zur perfekten Klangkulisse.