Eine Bekannte ist eine Berliner Stadtimkerin, die aus der Oberpfalz
stammt, und auf dem Dach einer ehemaligen Fabrik einige Völker
hielt. Sie hatte auch einen Imkerpaten gefunden, einen alten Mann,
der sie mit Bienen versorgte und ihr beibrachte, was er wusste. Von
ihr stammt das unglaublich lustige Etikett mit dem Titel
„Tresorhonig“, das mich sofort an Dagobert Duck erinnerte. Ich
weiß nicht mehr genau, wie sie auf meinen Namen gekommen war oder
ich auf ihren, jedenfalls schrieben wir uns eine Weile hin und
her. Dann schlief die Konversation ein. Sie war mehrfach im
Fernsehen und ich fand die Art, wie sie die Imkerei betrieb, ziemlich
erfrischend. Etwa Anfang des Jahres 2013 beispielsweise war sie in eine Talkshow
eingeladen. Mit in der Runde von Gästen, die alle gemütlich
zurückgelehnt auf Sofas und Sesseln fläzten, war ein nicht besonders bekannter Schauspieler, der in einer Fernsehserie einen Polizisten aus dem Ruhrpott
spielt. Ich verstand nicht, welchen Zusammenhang es
zwischen den Gästen gab, jedenfalls war er nicht politisch. Die Bekannte,
als sie zu Wort kam, stand auf und stülpte dem Moderator einen
Schleier und das zugehörige, mit einem Reißverschluss daran
befestigte Hemd über. Sie sagte ihm sinngemäß, er solle das mal
anprobieren. Dann verteilte sie Plastiklöffel, die sie mitgebracht hatte,
und öffnete einige ihrer Honiggläser. Sie ließ die Gäste der Runde
probieren und forderte sie auf, zu ergründen, welche Pflanzen sich aus dem Honig heraus schmecken ließen. Der Schauspieler lag nahe dran.
Der Moderator war indessen völlig außer Betrieb, da er einige
Minuten nicht mehr aus dem Schleier und dem Oberteil heraus fand. Er
zappelte und wand sich. Als er dann wieder zur Gruppe zurück
gefunden hatte, war das Ereignis bereits gelaufen.
Die Bekannte erzählte von einem Berliner Imker, der sich für eine eigene Zuchtlinie eingesetzt hatte, eine Biene, die sanftmütig und leistungsstark sein soll. Die war vor geraumer Zeit bis nach Polen exportiert worden. Man hatte sie matka berlinska genannt.