Das Jahr 2019 war turbulent. Zunächst besuchten Ottilie und ich einen Drucker. Danach suchten wir einen Lithografen auf. Grundsätzlich ist es so, dass in meinem Katalog zwei verschiedene Goldtöne verwendet werden, ein dunklerer und ein heller. Die wollte ich im Druck unterschieden wissen. In der Lithografieanstalt wurden den einzelnen Goldtönen nun die entsprechenden Farben zugewiesen. Das ergab dann einen Druck, der sechs Farben miteinbezieht, zunächst die vier Grundfarben und dann die beiden Goldtöne. Wie ich später feststellte, haben nicht alle Druckerein die geeigneten Druckmaschinen, die diese Menge an Farbtönen drucken können. Die meisten Druckerzeugnisse, meinetwegen auflagenstarke Versandkataloge, bestehen aus vier Farben. Wie ich später herausfand, bedarf es zusätzlich einer gewissen Zuneigung zu einem Produkt, das anspruchsvoll ist, aber nicht auflagenstark. Diese Vorgabe wird einem nicht in jeder Druckerei entgegen gebracht. Ein grafisches Erzeugnis vom Ausmaß des Kataloges in eine Lithografieanstalt zu bringen, war nicht nur sinnvoll, um die beiden Goldtöne zu trennen und sie in Hinblick auf den Druck zu definieren. Die Angestellten gehen letztlich jedes einzelne Bild noch einmal durch und überprüfen es bezüglich seiner Druckbarkeit. Sie hellen hier noch etwas auf, greifen womöglich leicht in die Farbgebung ein und so weiter. Ich habe das sehr bewundert. Denn alles gründet sich auf langjährige Erfahrung und auf sehr fein kalibrierte Bilschirme. Nachdem der Katalog in der Lithoanstalt bearbeitet worden war, wanderte er zu einer Druckerei. Die druckten das gesamte Buch, die gesamte Auflage, einmal durch. Und damit begann das Verhängnis des Jahres 2019. Denn der Druck war eindeutig verhauen. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir für den helleren Goldton noch eine besondere Farbe vorgesehen. Sie ist ziemlich teuer, da sie aus geschilferten Partikeln von echtem Gold besteht, vermischt natürlich mit den üblichen Zusätzen. Einige der gedruckten Seiten waren mit zahllosen Spritzern mutmaßlich dieser Farbe übersät. Zusätzlich kamen mehrere andere Fehler hinzu. Doch die Spritzer waren ein erhebliches Problem. Schließlich setzten Ottilie, der Chef der Lithoanstalt und ich uns mit dem Drucker zusammen. Und dieser bot als Lösung des Problems großzügig an, dass er den gesamten Druck ohne weiter Kosten einstampfen würde. Für mich wurde indessen klar, dass ich mir eine andere Druckerei suchen wollte und landete nach langem Hin und Her am Ende des Jahres 2019 bei longo in Bozen. Doch der gesamte Prozess, das Einholen der Angebote verschiedener Druckereien und so weiter, kostete mich Monate. Es kam mir vor, als hätte jemand gesagt: zurück auf Los. Und stets blieb die Unsicherheit, wie das Ergebnis schließlich aussehen würde. Mittlerweile hatte ich außerdem die Echtgold-Farbe durch eine neue aus Pigmenten ersetzt. Die Firma Pantone, die offenbar die meisten Farben liefert, hatte ihren Farbfächer für Schmuckfarben erweitert und bot einen durchaus ähnlichen Goldton an. Für den entschied ich mich. Zugleich fielen mir immer wieder Änderungen am Katalog ein, und ich bilde mir ein, dass all meine kleinen Eingriffe die Leute von der Lithoanstalt zum Wahnsinn getrieben haben müssen. Fast das gesamte Jahr 2018 über war ich dem Atelier fern geblieben, hatte all meine Energie auf die Arbeit am Katalog konzentriert. Und nun, im Jahr 2019 kam ich wiederum selten, wenngleich ein wenig öfter, dorthin. Dennoch rann mir das gesamte Jahr zwischen den Fingern hindurch, da ich nie ausreichend Zeit fand, mich künstlerisch mit dem Thema zu beschäftigen, das mir am Herzen lag. Ein besonderer Fall ergab sich noch im Jahr 2019. Denn die edition metzel, ein Kunstbuchverlag, sprang im Sommer auf den Zug auf. Das war in etwa um die Zeit, als wir die Gespräche mit dem ersten Drucker führten. Letztlich ist die Verbindung mit der edition metzel der Vermittlung von Eva Kraus geschuldet, die mich mit Frau Metzel zusammen brachte. Eva kenne ich seit zwei Jahrzehnten, hatte zwischendurch aber den Kontakt verloren. Frau Metzel besah sich das Gesamte, war begeistert, half mir bei den Rechtschreibkorrekturen und nahm mich in ihr Programm auf.