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Der Katalog wurde Anfang des Jahres 2020 gedruckt, gebunden und ausgeliefert. Während der Druck stattfand, was sich über zwei Tage hinzog, wurde ich sogar nach Bozen mitgenommen. Also konnte ich zusehen und stellte fest, dass die Drucker weitaus genauer hinsahen, eher eine winzige Unregelmäßigkeit bemerkten und nicht für tolerierbar hielten, als ich. Lustigerweise holten sie mich auch, wenn eine neue Runde begann, also ein neues Druckblech eingespannt wurde, und breiteten einzelne Andruckbögen vor mir zur Unterschrift aus. Ansonsten saß ich meistens in einem Aufenthaltsraum und trank Cafè. Dort lernte ich auch einen der beiden Chefs kennen, einen freundlichen älteren Herrn, und ich dachte, dass er genau so mit seinen Mitarbeitern umgeht, wie es nötig ist. Denn er weiß – entgegen dem üblichen Klischee, – dass er sie genauso dringend braucht, wie sie ihn. Das Prozedere schien mir ein wenig absurd, da ich ja am folgenden Tag nicht mehr vor Ort sein würde, sie also ohne die Unterschrift ebenso drucken würden. Aber wahrscheinlich zählt die Geste. Nachdem der erste Schwung des Katalogs geliefert war, nicht am folgenden Tag, aber bald darauf, begann die Corona-Krise. Wie seltsam, dachte ich. Denn ich hatte mich fast zweieinhalb Jahre bemüht, um ihn zuwege zu bringen, entgegen aller Widerstände, und schon wieder wurde er ausgebremst. Frau Metzel von der edition metzel erzählte, dass kaum jemand Geld für Kunst ausgebe. Zu Anfang der Krise machten sich viele darüber lustig, wie rücksichtslos und egoistisch die Leute in die Supermärkte stürzten und die Regale leerkauften, als müssten sie sich jahrelang in Atombunkern einschließen. Vor allem natürlich ist den meisten die gähnende Leere in den Fächern mit Klopapier in Erinnerung – fast jeder kann eine persönliche Geschichte dazu erzählen. (Nun ist die Frage, ob sich die Krise- oder noch mehr der Virus – sich wirklich gewandelt haben oder nur die öffentliche Wahrnehmung und der Umgang damit. Doch das führt hier zu weit.) Mein persönliches Leben hat sich kaum geändert. Weder arbeite ich im HomeOffice, noch muss ich viele Videokonferenzen abhalten. Ich radle zu meinen Bienen und wir sind diesen Sommer gut miteinander ausgekommen. Im Atelier geht es etwas zu zäh vorwärts.