Lustig
ist übrigens eine Geschichte aus dem Buchladen, wo der Stadthonig
vertrieben wird. Da kam (der schwarze) Mann wütend herein gestapft
und plärrte, dass mein Honig zu günstig verkauft werde. Das gehe
nicht. Man müsse mindestens zwölf Euro verlangen. Die Damen dort,
weil kaufmännisch hart gesotten, nahmen ihm ein Glas zu 250 Gramm
ab. Das verstaubte dann ein halbes Jahr im Regal, während der Absatz
von Stadthonig aus dem Rosengarten florierte. Nach der besagten Zeit
holte er es murrend wieder ab, ließ sich jedoch nicht entmutigen,
sondern brachte 500 Gramm-Gläser, auf deren Etikett plötzlich "Stadthonig" zu
lesen stand. Das Etikett war aber fahl, die Farben wirkten gedeckt, ein bisschen wie mit Wasserfarben von einem Kind gemalt, und
das Ganze war selbstgestrickt. „Seids ihr wahnsinnig?“, fragte ich. Aber die
Buchhändlerinnen antworteten trocken: „Das Zeug will eh keiner.“ Die Gläser standen ewig herum, ohne dass einer Notiz von ihnen nahm. Tatsächlich hatten die Schlauen seine Gläser im Regal hinterm
Verkaufstresen nach hinten und in eine Ecke gerutscht, als handle es
sich um eine unliebsame Bucherscheinung (Sarazzin), die leider nicht
fehlen durfte. Der Wüstling benutzt inzwischen Imkerbund-Gläser. Das sind die mit dem geprägten Glas. Ein Adler beschützt einen Bienenkorb. Früher war darauf, so las ich es, wohl noch ein Hakenkreuz geprägt. Sein Name steht da nur noch klein in einem Kästchen auf einem ansonsten wirren Etikett und auf den Deckel führt eine Lasche, so dass man gleich erkennt, ob er geöffnet wurde. Den echten Stadthonig aus dem Rosengarten
betreffend, führten sie hingegen eine Liste der Personen, die sich
namentlich angemeldet hatten, weil sie unbedingt ein Glas kaufen
wollten. Der Engpass tritt vor allem im Frühjahr auf. Da will jeder Erster sein, wenn der frische Honig auf den Markt geworfen wird. Und
die Gläser stehen ohnehin vorne auf dem Tresen.
buch in der au