Nachdem das Buch „Honiggeschichten“ gedruckt war, stellte sich die Aufgabe, an seiner Verbreitung zu arbeiten. In dieser Hinsicht brachten die gelegentlichen Lesungen ein bewegliches Element zu der sonst eher statischen Ausstellungstätigkeit. Das war für mich der Anlass, über Verbreitungswege nachzudenken. Nicht nur ist die Lesung etwas Leichtes, schnell Inszeniertes. Die Buchform spricht eine zunehmend feinere Taktung von Zeit an. Ich dachte: Heute ist jeder Einzelne ein empfindlicher Verwalter seiner privaten, kostbaren Zeit. Man möchte sozusagen bis auf die Minute genau bestimmen, wofür man seine Tage verplempert. Man schmeißt nicht gern die halbe Stunde, die man für den Hin- und den Rückweg zu einer Ausstellung braucht, aus dem Fenster, nur um dann möglicherweise etwas vorzufinden, von dem man enttäuscht ist. Lieber holt man sich die Unterhaltung nach hause. Mehrere Industrien arbeiten nur daran, die heimische Unterhaltung zu optimieren. Ein Buch lässt sich in die feinen Intervalle einpassen. Man liest es, wie ein Bekannter sagte, im Zug, im Bett und auf dem Klo. Man liest womöglich zehn Seiten, bevor die Augen zufallen.
Einladungskarte DIN A 6
Das Vorlesen unternahm jeweils eine andere Person: Ulrike Budde ist Schrifstellerin, Sarah Matthier ist Schauspielerin, Alexander Bauer ist Architekt. Zwei Events fanden zusammen mit dem Klangkünstler Kalle Laar statt, der „Insektenschwärme und andere merkwürdige Klänge“ präsentierte. Ich bemühte mich, unterschiedliche Kreise anzusprechen. So fand eine Lesung in den Räumen der SZ-Lokalredaktion in Ebersberg statt, eine zweite in der Seidlvilla, München, und eine dritte in der Galerie Steinle, ebenfalls München. Für weitere Orte gab es Zusagen. Bisher war es angezeigt, im nahen Umkreis von München zu bleiben. Schließlich sind es die städtischen Schauplätze, die einen Teil der Färbung im Buch ausmachen.
Die Lesungen der Honiggeschichten