Kleine Bienenkunde


Bienen sind blütentreu. Das heißt, sie fliegen so lange immer dieselbe Pflanzensorte an, bis diese verblüht ist. Der Nutzen der Bienen für die Bestäubung liegt in ihrer Vielzahl. Denn Hummeln bestäuben überaus effektiv, sie fliegen alle Blüten kreuz und quer an und das funktioniert ebenfalls. Nur gibt es eben sehr wenige von ihnen. Das größte Hummelvolk besteht aus 200 Individuen, wie das Buch "Hummeln" von E. v. Hagen ausführt. Ein starkes Bienenvolk hingegen kann im Sommer bis zu 70000 Einwohner haben.
Manchmal, im Spätsommer, wenn es bereits sehr wenig Tracht gibt, müssen die Bienen weite Strecken fliegen, um überhaupt noch entsprechende Blüten zu finden. Dabei verbrauchen sie so viel Energie, dass sich der Aufwand kaum mehr lohnt. Zucker ist der Brennstoff, sozusagen Flugbenzin, Pollen hingegen wird von den Bienen mithilfe von Drüsensekreten umgewandelt und stellt schließlich Eiweiß und Fett. Ein Pollen-Honig-Gemisch dient der Aufzucht der jungen Brut. Grob gesprochen. Deshalb ist es wichtig, dass im Frühjahr, wenn die junge Brut heranwächst, die den ersten Schwung der Sommerbienen stellt, viel Pollen zur Verfügung steht. Was besonders in der Nähe von Wasserläufen, wo viele Weiden stehen, gegeben ist.
Die meisten Bienenrassen fliegen durchschnittlich drei Kilometer im Umkreis. Nur wenige, wie die Alte Englische Biene, die Bruder Adam für seine Buckfastbiene als Zuchtgrundlage verwendete, fliegen noch weiter. Ein Kreis von drei Kilometern im Stadtgebiet ist riesig. Meine Bienen vom Rosengarten erreichen damit den Ostbahnhof, die Hackerbrücke oder Stadelheim. Aber wie gesagt: Die Aufwand-Nutzen-Kalkulation geht bei solchen Strecken kaum auf.
Im Herbst verbrauchen sich die Flugbienen (...) rapide. Die Lebenszeit einer Sommerbiene hängt davon ab, wie lange sie im Flugdienst beschäftigt ist. Je länger, desto kürzer lebt sie. Ihre Flügel verbrauchen sich und sie verlässt zum Sterben den Stock. Gut eingefädelt. Die Umstellung von Sommer- auf Winterbienen geht so nahtlos, weil im Herbst die Flugbeanspruchung größer ist. Während die Winterbienen ja keine Sammelbienen sind und bis zu 200 Tage leben können. In besonderen Fällen. Mindestens aber bis zum Frühling. Die Königin schiebt nämlich über den Winter eine Legepause ein. Da sitzt sie herum, wird gewärmt und gefüttert wie ein kleines Kind. Und wartet auf den nächsten Sommer. Eine Königin lebt bis zu sechs Jahren. Aber spätestens nach drei Jahren sollte man sich um eine neue kümmern, weil die Legeleistung zurückgeht. Wenn man das den Bienen überlässt, was ich zunehmend praktiziere, schaffen sie sich von selbst eine frische an, wenn die alte verbraucht ist. (...) Bienen sind unsentimental.

Drohnen, die männlichen Bienen, werden nur über den Sommer im Stock gebraucht. Zur Befruchtung von Königinnen aus anderen Stöcken. Ab der Sommersonnenwende bereits ist ihre Uhr abgelaufen. Sie werden aus dem Stock gedrängt, unfähig selber Honig zu sammeln. Oder totgestochen. Vorsorglich ist ihnen kein Stachel verliehen worden. Man erkennt sie auf einer Wabe voller Bienen sofort, weil sie dicker sind. Neulinge rufen bei ihrem Anblick: „Da, da, ich habe die Königin gesehen.“ Später erzählt man ihnen vom Los der Drohnen und sie schlagen die Hände vor den Mund. Aber wenigstens verlieren sie das Bedürfnis, das Bienenvolk mit dem Menschenvolk zu vergleichen. Es ist ein Entschlackungsvorgang, der den Bienenstaat bereits ab dem 21. Juni auf den Winter hin trimmt.

aus den Honiggeschichten